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  #1  
Alt 13.06.2016, 19:30
Benutzerbild von ichdereric
Mittelfranke
 
Registriert seit: 01.04.2013
Beiträge: 2.531
Standard Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Ja, am dritten Tag wollte ich ungefähr bis Perth hoch kommen. Meine neue Bekanntschaft wollte in die Nähe von Edinburgh, aber mir war das dann nicht weit genug. Ich wollte ja auch an die Nordküste, falls das möglich war. Und sie hatte ja eh B&B im voraus gebucht. Daher sah ich keine Notwendigkeit zusammen zu fahren.
Bei Perth bin ich dann irgendwie auf die A92 gekommen (A ist nicht gleich Autobahn, sondern Landstraße, und wenn sie grün eingezeichnet ist, besser ausgebaut. Bundesstraße trifft es vielleicht.), was mir ganz recht war, denn ich wollte an der Küste bleiben. Ach ja, das Wetter beim Landgang war gerade mal so trocken, aber im Laufe der Fahrt riß die Wolkendecke auf, und ich hatte strahlenden Sonnenschein.
Irgendwann bin ich dann dem Camping - Schild gefolgt. Das Kaff hieß Monifieth, muß man aber nicht kennen. Die Dame an der Rezeption war sehr freundlich, hat mir den besseren Platz (Sie haben zwei für Zelte.) gezeigt, und da ich ja das einzige Zelt hatte, konnte ich mir eine ebene Stelle aussuchen. Als Abstellmöglichkeit für den Seitenständer, hatte ich ein altes Versicherungskennzeichen dabei. Ist aber nicht die beste Wahl, ist nur wirklich die Platzsparenste. Nach dem ich Duschen war (Darauf hatte ich auf der Fähre keine Lust, aus Platzgründen.), lag ein Stück Holz dort. Ich hab mich natürlich gefreut, und hab mich gleich bei ihrem Mann bedankt, der es hin gelegt hat.
Ach ja, viele Briten sind einfach Motorradfans, auch wenn sie nicht auf dem Bike sitzen. Ein alter Mann mit Gehstock (Er war wohl gut 80) lief zufällig an meinem Zelt vorbei, und war begeistert davon, mit dem Motorrad zelten zu gehen. Seine Frau hat ihn dann weiter gezogen... Wo anders, als ich durch eine Ortschaft gefahren bin, lief da ein Mann mit einem Triumph-T-shirt, und hat mich fleißig gegrüßt. Und ja, grüßen tun die Briten. Die an Einem vorbei fahren mit dem Bein, und die, die Einen entgegen kommen, i.d.R. mit der linken Hand. Auch wenn man dazu schon den Arm richtig heben muß, bei Linksverkehr. Und selbstverständlich wird auch über mehrspurige Fahrbahnen gegrüßt, trotz Mittelstreifen und Leitplanken. Und wenn man mal in einen Laden geht, ist es ganz normal vom Kassierer gefragt zu werden: "Was für eine Maschine fährst Du?" Ach ja, in den Laden gehen... In die Tanke ist es ganz normal, mit dem Helm auf dem Kopf rein zu gehen... Da gibt es keine komischen Aufkleber an der Tür, und man wird freundlich begrüßt, und in ein nettes Gespräch verwickelt, und es wird einem noch eine gute Fahrt gewünscht. Tja Deutschland, da siehste mal...
Aber weiter: Als das Zelt stand, bin ich erst mal zum Strand, und mit den Füßen rein in´s Wasser. Ich war seit 10,5 Jahren nicht mehr am Strand, daher war das ein besonderer Moment. Der Strand war aber eigentlich Ebbe, und am Abend wieder verschwunden. Ich wollte dann noch zu einem Leuchtturm laufen, aber ein Mann in Soldatenuniform hat mich, sehr nett, darauf hingewiesen, daß der Weg dorthin verboten sei. Also bin ich halt wieder zurück, hab mir noch Brote gemacht (Ich hatte eine große Tupperschüssel mit gut 1,5 Kilo Dinkelvollkorn dabei, weil ich nicht so der Fan von Weißbrot bin.). Und die, von zu Hause, mitgebrachte Flasche Wein wurde auch zur Hälfte vernichtet. Unterwegs war ich an dem Tag bei Burger King. Das Zeugs schmeckt dort etwas anders. Kann aber leider nicht behaupten, daß es besser war. Und es war sauteuer. Ein Whopper/Käse und ein Big King waren bei knapp 12 Pfund.
Am nächsten Tag wollte ich dann ohne Gepäck los. Dazu bin ich dann nördlich gefahren. Da wurde es dann auch bergig, und ich machte meine ersten Erfahrungen mit Schafen, und mit schlechten Straßen. Am Besten man fährt in Schottland so um eine Kurve, als ob dahinter die Welt aufhört. Das hab ich gemerkt, als nach einer Linkskurve (Die quasi so übersichtlich wie eine Rechtskurve in Deutschland ist.), einfach mal mehrere Meter Asphalt gefehlt haben, auf der gesamten Fahrbahnbreite. Also Kupplung ziehen, und durch... Und deswegen wird natürlich kein Gefahrenzeichen aufgestellt.
Und, Schafe... rennen los, weil auf der Seite, an der sie sind, ein Weidezaun ist, und sie dem Motorrad entkommen wollen, obwohl sie im Gras stehen, und eigentlich keine Gefahr wären. Bei Autos bleiben sie auch einfach am Rand. Beim Motorrad wollen sie aber auf und davon. Und Lämmer machen das auch besonders oft. Muttertier ist schon rechts, und das Lamm rennt schnell noch mal vor dem Vorderrad rüber. Bei den Viechern bin ich einfach nur noch ganz langsam gefahren, weil ich die Vollbremsungen einfach satt hatte. Auf der Straße liegt auch allerhand überfahrenes Viehzeugs: Rehe, Hasen, Vögel, Eichhörnchen, und sogar Ratten.
In den höheren Lagen sieht man auf den Bergen auch Schneereste. Dementsprechend war auch die Temperatur. Später, als ich nördlicher war, bin ich mit den Winterhandschuhen und einem Pulli drunter gefahren. Das ist so meine Ausstattung für die kalte Jahreszeit.
Ich bin so ungefähr bis auf die Höhe von Aberdeen gefahren, und dann schräg nach rechts, nach Stonehaven, und von dort wieder zurück zum Campingplatz. Überall warnen Tafeln, oder LED-Anzeigen, vor Motorradfahrern, und daß Autofahrer z.B. Motorradfahrer sicher überholen lassen sollen. Ein besonders oft zu lesender Schriftzug: "Think once, think twice, think bike." Also doch ein bisschen eine andere Einstellung, als unsere Bundesregierung zum Motorradfahren hat. Und gesperrte Straßen für Motorradfahrer habe ich auch keine gesehen.
Am Abend dann 2,50 Pfund für WI-FI ausgegeben, damit ich Photos auf FB hochladen konnte. Smartphone habe ich im "Laundry"-Raum geladen, kostenlos.
Am nächsten Tag wollte ich Richtung Loch Ness, um den nächsten Zeltplatz als Ausgangspunkt zur Isle of Skye zu nehmen. Das hatte ich mir, am Abend davor, bei der zweiten Hälfte der Flasche Rotwein, so ausgedacht.
Das Fahren gestaltete sich immer noch schwierig. Klar blieb man auf der linken Seite, aber man schaut falsch, wenn man in eine übergeordnete Straße fährt, oder in einen Kreisverkehr, nämlich immer in die Richtung, als ob man Rechtsverkehr hätte. Und man ist natürlich gewohnt, beim Linksabbiegen einen großen Bogen zu fahren, und beim Rechtsabbiegen einen Kleinen. Dementsprechend steht man dann auch doof da, am "Vorfahrt gewähren"-Schild. Und es ist auch erst mal unangenehm, wenn z.B. der Scania, der einem entgegen kommt, rechts an einem vorbei donnert. Ich habe mich auch dabei ertappt, daß ich Rechtskurven offensichtlich schneide. In Deutschland kein Problem... Ach ja, und am ersten Tag hab ich eine rote Ampel überfahren, vor lauter Gegucke, wo ich hin muß. Auch noch vor einem Streifenwagen... Ich hatte aber Glück, Entweder haben sie es nicht gesehen, oder es war ihnen egal... Auch sind in Schottland die Straßen außerorts trotz Mittelmarkierung enger, als in Deutschland. Sich in Deutschland in eine Kurve mit Leitlinie zu legen, ist eigentlich kein Problem. In Schottland bleibt´s i.d.R. beim Drücken.
Als ich bei Loch Ness war, war es wieder bewölkt, und ein bisschen feucht. Hat ganz gut zur Nessi-Story gepaßt irgendwie. Davor noch über einen sonnenverwöhnten Paß gefahren, an einem Aussichtspunkt ein wirklich leckeres, und frisch zubereitetes Sandwich gegessen (Und dann natürlich gleich ein Zweites...), und dann diese Wolkensuppe... Auf der Hälfte von Loch Ness ging es links bis Cannich, wo ich einen Zeltplatz gefunden habe. Der Betreiber war auch sehr nett, und ich konnte mich hinstellen, wo ich wollte. Also weit weg von den Anderen, damit ich meine Ruhe habe. Wenn man 10 Minuten läuft, käme ein Shop, und ein Pub. Na ja, war dann länger. Aber zum Einkaufen okay. Und Wein hatten die auch. In´s Pub bin ich nicht. Ein bisschen was geköchelt, was ich mir im Laden gekauft hatte, und den Rotwein aufgemacht. Da war dann die Welt wieder heil, auch wenn das Wetter mir so nicht paßte.
Über Nacht hat es dann geregnet, aber ich hab nix mitbekommen. Das war der erste Regen für mein Zelt, das ich gut 4 Jahre bereits hatte. War damals herunter gesetzt beim Louis, weil Tarnfarben nicht so der Renner sind. Mir
war´s egal. Ich wollte halt wieder ein Tunnelzelt mit Vorzelt, und keine "Hundehütte" (Meine Bezeichnung für Iglozelte...). Und ich war begeistert. Alles trocken geblieben! Das hat mein früheres Zelt von Jack Wolfskin nicht geschafft. Und das hat über 600 DM damals als Ausstellungsstück gekostet, so um 1994...
Na ja, dann auf den Weg Richtung Isle of Skye gemacht. Am Wegrand verfallene Ruinen, und kleine Seen. Und irgendwo riß die Wolkendecke wieder auf, und der Eric hat wieder unter seinem Helm gegrinst.
Um auf die Insel zu kommen, muß man über eine Brücke fahren. Man hat dort eine gigantische Aussicht, aber man kann dort natürlich nicht anhalten. Also, danach auf einem Fahrradweg geparkt (So, daß halt ein Fahrrad vorbei kommt...), und nochmal hoch gelaufen, und Photos gemacht. Als ich wieder beim Motorrad war, wollte tatsächlich ein Fahrrad vorbei. Die Frau hat mich aber nur angelacht, freundlich gegrüßt, und gewartet...

So, ich muß jetzt noch was arbeiten. Geht bald wieder weiter...

Geändert von ichdereric (13.06.2016 um 19:33 Uhr).
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  #2  
Alt 14.06.2016, 18:23
Jürgen
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Hi Eric, toller Bericht ... man erlebt es mit und macht einen neidisch ... erinnert mich an meine Tour ende 80er
nach Norwegen ... viele Bekanntschaften geschlossen und sau teuer .... Gruß Jürgen
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  #3  
Alt 14.06.2016, 21:16
Benutzerbild von Suse
Fahranfänger
 
Registriert seit: 24.05.2016
Ort: Niedersachsen
Motorrad: NC750S
Beiträge: 64
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Toller Bericht und sehr nett geschieben. Da möchte man am liebsten auch gleich los.

Gesendet von meinem LG-H815 mit Tapatalk
__________________
LG von Susanne
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  #4  
Alt 15.06.2016, 21:46
Motorradfahrer
 
Registriert seit: 27.04.2016
Motorrad: Ducati Scrambler Icon
Beiträge: 276
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Schön geschrieben! Bei uns geht es im September für ne Woche nach Schottland. Allerdings mit dem Flieger und dann dort mit Mietwagen weiter. Wird auch primär eine Whiskytour
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  #5  
Alt 16.06.2016, 06:48
Benutzerbild von Mack
Lenkstangenakrobat
 
Registriert seit: 07.06.2016
Ort: 33758
Motorrad: Yamaha FJ1200
Beiträge: 40
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Toller Bericht, tolles Erleben!
Ja, die Straßenbezeichnungen, je höher der Buchstabe im Alphabet desto kniffliger wirds. Ich glaube bei D hörts auch auf, dann kommen nur Feldwege, die solltest Du dir ersparen

Bin mit LKW öfter in UK gefahren und kann dir sagen den Bobbys entgeht nicht viel, mit s/w Kennzeichen hast Du "Welpenschutz", nur wenn was passiert, was Dir keinesfalls passieren soll!!, sind die knallhart und greifen riguros durch.
Tip für den "einsamen" Norden der Insel, lass keine Tanke rechts liegen und wenn Du Zeit & Lust hast, fahr mal rüber nach Wales, ich meine da ein paar Grüntöne mehr als auf Irland entdeckt zu haben.
Und auf dem River Severn, gleichzeitig die "Grenze" zwischen Wales und England, wird es Vollmond richtig voll. Da kommen sie um Wellen zu reiten, das passiert ab der Severn Bridge (M48).

Mach bitte mehr Bilder und schreib weiter über Deine Erlebnisse, ich bin NICHT neugierig

Nachtrag, essen kann man gut bei den Fish&Chips Buden in Gewebegebieten, auch Kaffee gibts da (oder iss das doch mehr Tee??)
__________________
Gruß vom
Mack


Zu meiner Jugendzeit gab es "Sex, Drugs & Rock n Roll".
Das wird heute ersetzt durch "Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer"

Geändert von Mack (16.06.2016 um 07:01 Uhr).
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  #6  
Alt 16.06.2016, 07:06
Benutzerbild von ichdereric
Mittelfranke
 
Registriert seit: 01.04.2013
Beiträge: 2.531
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Hallo Mack, das ist eine Zusammenfassung im Nachhinein. Bin also wieder in Deutschland, Urlaub ist leider vorbei. Das mit den Tanken kann ich bestätigen, hatte noch etwa einen Liter im Tank. Das kommt aber noch. Hab am Wochenende wieder Zeit weiter zu schreiben.
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  #7  
Alt 16.06.2016, 14:55
Benutzerbild von Mack
Lenkstangenakrobat
 
Registriert seit: 07.06.2016
Ort: 33758
Motorrad: Yamaha FJ1200
Beiträge: 40
Standard AW: Schottland 2016/ Tag 3 - 6

Geil, ich freu mich drauf
__________________
Gruß vom
Mack


Zu meiner Jugendzeit gab es "Sex, Drugs & Rock n Roll".
Das wird heute ersetzt durch "Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer"
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