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ichdereric 12.06.2016 20:51

Schottland 2016/ Tag 1 - 3
 
Hier noch ein kleiner Bericht, als Anreiz die Sache selber in die Hand zu nehmen.
Um den Jahreswechsel herum war es. Da hab ich darüber nachgedacht, wohin ich dieses Jahr in den Urlaub fahren könnte. Zuerst dachte ich über Irland nach. Das wären aber 2x Fähre gewesen. Das hätte mehr Geld benötigt, und natürlich auch mehr Zeit. Dann für Schottland entschieden. Südlich von Deutschland fiel raus, weil ich da schon war, wenn auch nicht überall. Norwegen viel raus, wegen der Reisedauer. Dann mit ADAC-Rabatt schnell eine Fähre gebucht, billigste Einzelkabine, hin und zurück, 330 Euro (Bevor ich es mir wieder anders überleg...). Davor noch gegoogelt was die beste Reisezeit ist, und mich für die Linie Amsterdam-New Castle entschieden, weil man dann an Schottland näher ist, als bei Calais-Dover.
Dann rückte der Tag der Abfahrt immer näher. Über Routen, oder Sehenswürdigkeiten hab ich mir keine Gedanken gemacht. Hängt ja davon ab, wie schnell man voran kommt. Soll ja auch keine Hetze werden. Und z. B. nur durch strömenden Regen fahren zu müssen, weil man z. B. 300 km weiter eine Busrundreise gebucht hat, darauf habe ich keine Lust.
Tja, und die Preise für Übernachtungen sind schon happig. 80 Euro für ein Hotel sind untere Preisklasse. B&B für rund 30 Euro. Campingplatz rund 15 Euro, aber Wildzelten ist, unter bestimmten Voraussetzungen, erlaubt. Also hab ich mich erst mal dafür entschieden. Bin aber, vorallem nach Drängen meiner lieben Frau, auf Zeltplätze umgestiegen, was natürlich die vernünftigere Entscheidung war.
Als Zahlungsmittel hatte ich die VISA-Karte dabei. So lange ich in Deutschland unterwegs war, mußte die Amex noch herhalten. An Bargeld hatte ich 50 Euro, und 50 Euro in Pfund dabei (Was erstaunlich wenig war. Irgendwas um die 32 Pfund.).
Ich habe mir dann noch überlegt, wie ich meinen ganzen Kram unterbring. Mit der Gsxr war ich ja bisher nur über ein verlängertes WE unterwegs. Tankrucksack und eine Packtasche sind kein Problem. Aber so wie früher, die Packtaschen quer über die Sitzbank, funktioniert nicht mehr, wegen dem breiten Plastik-Hintern der Suzi. Da laufen die Spanngurte immer über der Verkleidung, und drücken drauf. Außerdem ist das "Sitzbrötchen" dafür zu klein. Aber ein Glas Jacky, und ein ruhiger Moment, brachten die Erleuchtung. Sitzbezug und Schaumstoff runter vom Soziussitz, und eine Aluplatte, die davor zu einer Art Schale abgekantet wurde, darauf geschraubt. Noch ein bisschen nachgebessert, weil´s nicht optimal verlief, aber dann war´s ganz passabel. Die Platte hat auch nur die Funktion, die Auflagefläche zu vergrößern. Die Gurte werden im Rahmen darunter eingehängt, und damit das Gepäck an das Moped gezurrt. Die Kanten der Aluplatte habe ich natürlich entgradet, und die Ecken abgerundet. Mit einem TÜV-Gutachter darüber zu diskutieren, wäre sicherlich eine Abend füllende Unterhaltung gewesen...;)

So, am Montag ging die Fähre, 16.15 Uhr letzte Möglichkeit zum Einchecken. Nicht ganz 700 km, an einem Montag, nach den bayrischen Pfingstferien, ein paar Baustellen, und die neuen S20-Reifen sollten ja auch noch ein bisschen halten... Also fahr ich halt am Sonntag schon mal so weit wie ich komm... Unter anderem auch eine vernünftige Entscheidung, die meiner Frau gefiel ("Ich will nicht, daß Du dann wieder so heizen mußt...")...;) Tja, erst mal nach dem nächtlichen Nebenjob ausgeschlafen, noch zu Ende gepackt, berufliche Sachen gemanagt, und natürlich endlich noch die Ecken meiner Aluplatte abgerundet. Meinen Nachbarn hat es sicherlich gefallen, daß mir die Flexscheiben ausgegangen waren, und ich es per Handarbeit machen mußte. War ja mittlerweilen Sonntag Nachmittag...
So gegen 17 Uhr bin ich dann zur Gartentür raus. Ein bisschen mit gemischten Gefühlen. So lang war ich auch, in den letzten 11 Jahren, noch nicht von meiner Frau getrennt. Aber mit ihr hätte es keinen Sinn gehabt. Außer vielleicht mit Wohnmobil, und Motorrad auf dem Anhänger. Oder mit dem Flieger, und ich kann mir ja mal eins leihen, bevor ich unleidlich werde. Nein danke...
Also, auf die Dosenbahn, und schon mal so ein bisschen im Kopf gehabt, wie lang die einzelnen Etappen so dauern. Würzburg eine Stunde, Frankfurt zwei, etc. Tja, es wurden erstmal zwei Stunden nach Würzburg, aufgrund mehrerer Baustellen, und dem damit verbundenen Stau. Zwischen den Autos durchfahren, dazu hatte ich heute keinen Bock, nach 4 Stunden Schlaf, und der Tatsache, daß selbst der ein oder andere Kleinwagen sich platzfüllend hingestellt hatte. Wegen ein paar Metern Gewinn wollte ich da nichts riskieren. Nach Montabauer ein sagenhafter, den Himmel ausfüllender, Sonnenuntergang, den ich bis kurz vor Köln immer vor mir hatte. Einfach geil! Irgendwo ein paar Tropfen vom Himmel, aber nichts was der Rede wert gewesen wäre. Ach ja, beim Packen am Sonntag, hatte ich festgestellt, daß die Regenkombi bereits an den Knieprotektoren von Dainese scheitert. Also hab ich sie daheim gelassen. Meine Frau hat mir noch ein Spray auf die Kombi gesprüht, und gut. Aber es geht ja nur auf die englische Insel. Da regnet es doch sowieso nie, oder?;)
Ich hatte mich dann entschieden, nach einem Kaffee an der Tanke, daß ich durchfahre. War so gegen 22.30 Uhr, und es waren noch knapp 300 km. Gut, daß ich dann noch mit meiner Frau telefonierte. Es wurde dann doch eine Übernachtung im Motel...;)
Über Nacht hatte es geregnet, und das Wetter war eher bescheiden. Ich hab mich dann in Holland vom Dummtom leiten lassen. Warum es mich mal von der Autobahn herunter gelozt hat, und in eine verkehrsberuhigte Wohnsiedlung geschickt hat, weiß warscheinlich nicht mal der Hersteller. Bin dann 50 m entgegen der dortigen Einbahnstraße gefahren, um wieder zurück zu kommen. Die alten Leute am Straßenrand haben sich sicherlich ihren Teil gedacht... Ja, und ich hab´s natürlich verflucht, nicht einfach der E35-Beschilderung gefolgt zu sein...
Irgendwann dann gegen 14 Uhr im Hafen gewesen. Und warum soll man davor noch auf´s Klo gehen, obwohl man schon seit ner Stunde eines gebraucht hätte... Das kann man ja dann auf dem Schiff machen...:p Dort hab ich mich brav hinter eine NTV aus Wesel gestellt, ein älterer Mann mit seiner Sozia. Sie haben eine Ferienwohnung gebucht, und wollten ebenfalls nach Schottland. Dann kam noch eine Dame aus Groß Gerau mit ihrer BMW. Wir haben uns alle super unterhalten, was auch das Warten auf´s Klo, erleichterte (Waren letztendlich gut zwei Stunden.). Die BMW machte Zicken (Was jetzt, eine BMW, das zuverlässigste Moped auf der ganzen Welt? :D:D:D), warscheinlich irgendein Kontakt am Killschalter korrodiert. Ich hab mich schon gesehen, diesen Eisenhaufen in den Laderaum hochschiebend (War so in etwa zwei Stockwerke hoch...), im Schweiße meines Angesichts... Aber gut, nach mehrmaligem Startversuch ging es dann doch irgendwie. Dort hieß es Mopeds verzurren. Die Engländer neben uns, rieten uns zu drei Gurten, wegen der zu erwartenden "rough sea". Na gut, Suzi hat zwei Gurte bekommen, hat auch gereicht. Danach hab ich die BMW und die NTV festgezurrt. Erstaunlich, daß Leute jenseits der 50 noch nie einen Spanngurt in der Hand hatten...
Die Dame mit der BMW lud mich danach auf einen Trink ein. Ich hab halt dann die nächste Runde gezahlt, denn ich wollt nix schuldig bleiben, bloß wegen ein bisschen Rumgepiele mit so einer Ratsche. Ach ja, ein polnisches Bier und ein Glas Rotwein rund 15 Euro. Gegessen hab ich belegte Brote von zu Hause, heimlich in der Kajüte. Wir haben uns den ganzen Abend über´s Mopedfahren unterhalten, und was jeder so beruflich macht. War ein sehr schöner Abend. Sie hat mich auch eingeladen, daß ich mal, natürlich mit meiner Frau, bei ihr übernachte, damit sie mir dann ein paar Ecken im Odenwald zeigt. Darauf werde ich sicherlich zurück kommen. Der Liveunterhalter in der Bar war nur ein bisschen laut, und hätte eher in ein Pub gepaßt, als auf ein Schiff. Aber gut... Ja, und dann war sie auch da, die "rough sea". Wenn man aufgestanden ist, hat es einen erstmal zur Seite geschuppst. Dabei hatte ich nur zwei Gläser Rotwein...
In der Früh dann doch gefrühstückt. Einen Obstsalat, einen Kaffee, einen frisch gepressten Orangensaft. Und wieder waren ca. 15 Euro flöten...
Wir hatten dann noch eine halbe Stunde Verspätung, weil zuviel Verkehr im Hafen von New Castle war. Als wir dann raus wollten, waren alle Mopedfahrer schon ungeduldig an ihren Maschinen. Nur einer nicht. Der NTV-Fahrer mit seiner Sozia. Und an ihm mußten alle vorbei. Als dann die erste Autos bereits raus sind, kam er an, hat natürlich seine Spanngurte nicht auf gekriegt, und lies sich erst helfen, als seine Sozia mich um Hilfe bat. Dann wollte er noch etwas in das überfüllte Topcase stopfen. Ja, ihr ahnt es schon... Und auf so ein Topcase kann man sich ja nicht drauf setzen, wie auf einen Koffer, damit es zu geht... Ich hab halt dann noch mal Hand angelegt. Als dann alle Autos draussen waren, und die meisten Motorradfahrer an uns vorbei gezogen sind, waren wir so weit, daß er allein klar kam. Die Dame mit der BMW kam allein zurecht, und die Kiste machte auch keine Zicken. Wir haben uns dann noch verabschiedet, da wir ja verschiedene Wge einschlugen. Dabei sind wir uns dann noch, im Laufe des Tages, zweimal über den Weg gefahren.
So, weiter geht´s dann ein anderes Mal. Muß mit meiner Frau dann Fußball guggen...

Sebastian 13.06.2016 11:17

AW: Schottland 2016/ Tag 1 - 3
 
Hey! Toller Artikel! Danke dass du deine Erfahrungen, die du auf der Reise erlebt hast, mit uns teilst. Ich plane gerade selbst eine etwas längere Tour ins Ausland.

Du schreibst, das du die Touren nicht geplant hast. Ich kann das nachvollziehen. Die Tagestour an sich hast du aber schon geplant. Bedeutet, dass du dir in etwa das Ziel wo du landen möchtest ausgesucht hast oder? Mich interessiert besonders wie du das geplant hast. Welche Hilfsmittel hattest du? (Navi, Handy, Karte)

Oder war es ganz und gar der Straße folgen?

WorldEater 13.06.2016 13:59

AW: Schottland 2016/ Tag 1 - 3
 
Schließe mich an, bin auch schon gespannt wie es Dir weiterhin so ergangen ist.

Wir wollen nächstes Jahr nämlich auch nach Schottland.

ichdereric 13.06.2016 18:26

AW: Schottland 2016/ Tag 1 - 3
 
Ich schreibe schon weiter, keine Sorge.
Also, die erste Etappe habe ich nicht geplant. Erst mal schauen, wie weit ich problemlos "nach oben" (Richtung Schottland) komme. Mir war klar, daß ich mich erst wieder auf den Linksverkehr, und die anderen Verkehrszeichen einstellen muß. Orientierung war nämlich rein nach Karte (Die auch nicht in´s Kartenfach paßte, da DinA3), die ich noch von meinem 2000er Urlaub auf die Isle of Man hatte. War noch so weit alles up to date. Navi ging nur bis Holland, da ich die Großbritannienkarte offensichtlich nicht habe (Natürlich erst bei der Überfahrt gemerkt, als ich eine Route eingeben wollte...:D ).
Ich hab mir natürlich überlegt, welches Gebiet ich dann am nächsten Tag abfahre, und wohin ich weiterziehe. Meine Vorgehensweise war, einen Zeltplatz über zwei Nächte zu nehmen, damit ich nicht jeden Tag abbauen, und wieder einen Neuen suchen muß, und natürlich, um ohne Gepäck zu fahren. Einen Zeltplatz habe ich als Empfehlung aus dem Internet. Da wollte ich hin. Und es hat sich auch gelohnt.


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