[Sascha]

Hi Leute,

am Roller meiner Schwester (Piaggio Zip SSL 25, Bj. 97) gibt es Probleme mit der Vorderbremse.

Sie ist so lasch, dass es mir möglich ist den Roller fast ohne Anstrengung zu schieben, wenn ich die Bremse ganz ziehe. Da sich eine Trommelbremse ja "auf Betriebstemperatur" noch ein wenig weitet ist die Bremswirkung der Vorderbremse beim Fahren fast garnicht mehr vorhanden. So will ich sie natürlich nicht auf die Straße schicken.

Nun zu meinem Problem bei der Sache:

Ich habe es noch nicht erlebt, dass die Schraube mit der ich einstellen kann ab wann die Bremse greift so leicht von Hand verstellen kann, muss ich mir da Sorgen machen?

Zum 2.: Normalerweise gibt es eine Abnutzungsmarkierung für die Beläge bei Trommelbremsen, diese finde ich aber in dem Fall nicht.

Ich werde morgen mal versuchen die Bremse im warmen Zustand einzustellen und dann im kalten Zustand nachsehen, ob die Bremse dann beim Schieben im kalten Zustand schleift.

Sollte ich damit nicht weiter kommen werd ich die Bremse mal ausseinander bauen (also Vorderrad ab und Trommel runter), mir die Beläge angucken und falls die noch in Ordnung sind die Bremse reinigen. Wenn das alles nichts hilft soll sich eine Fachwerkstatt drum kümmen, denn ab da wirds mir dann zu heikel.

Da die Bremse zur Zeit ohnehin praktisch Funktionslos ist und ich mich ja auch eigentlich mit dem Kram auskenne traue ich mir diese Arbeit durchaus zu und möchte nur mal eure Meinungen zu meinen beiden kleinen Probleme (Also mit der Markierung und Schraube von Hand drehen) hören um mir da sicher zu sein. Sollte das mit der keine typische Krankheit von Trommelbremsen sein, die mir bisher nur noch nicht aufgefallen ist, werd ich auch das von einer Fachwerkstatt checken lassen. Also keine Sorge.

Grüße
Sascha

[dermitderZR7]

Moin Sascha,

also wenn seit 97 an der Bremse nicht viel mehr gemacht ist außer Beläge wechseln, rate ich zu einem Rundumschlag: Beläge wechseln und den Seilzug auch.

Der Seilzug kann sich im Laufe der Zeit längen, wenn das aber plötzlich extrem viel ist, kann es auch sein, das im inneren des Zugen bereits Litzen gerissen sind. Dann kann das Teil bei den nächsten Vollbremsung einfach abreißen.. Das wäre

So'n Zug kost in der Bucht ca 15 euronen, Bremsbacken so um die 10 euro..
Also alles nicht die Welt und dann sollte das Teil auch wieder funktionieren..

[Michael P.]

Die Beläge gehören auf jeden Fall in den Müll!

Nach etwa zehn Jahren kann die Klebekraft des Belagklebers plötzlich gen Null gehen. Der Bremsbelag verklemmt das Rad, ein Sturz ist meist unvermeidlich. Also auswechseln!

Bowdenzugseilhüllen können sich nicht längen. Bowdenzugseile längen sich auch nicht, außer ein paar Seelen sind gerissen.

Zum einstellen der mechanischen Seilzugbremsen zuerst den Bowdenzug am Handbremshebel bzw. Fußbremshebel einhängen, dabei müssen die Einstellschrauben ganz eingedreht sein. Den Bowdenzug überall da durchfädeln, wo er werksmäßig durch soll. Nun am Widerlagerbock der Bremsankerplatte einhängen und das Seil langziehen. Auch hier muss die Einstellschraube ganz eingedreht sein. Jetzt hast Du die ungefaire Position des Bremsschlüssels und-hebels zur Ansicht. In der Regel sind das etwa 100Grad zum Seil. Bremshebel aufstecken und mit der Schraube sichern. Bowdenzug am Bremshebel einhängen und solange die Einstellschraube herausdrehen, bis die Bremsbacken beim Rollen anfangen zu schleifen. Eine Umdrehung zurück. Jetzt die Feinabstimmung am Handbremshebel vornehmen.

Info: Im angezogenem (vollen Brems-)Zustand soll der Bremshebel an der Bremsankerplette zum Bremsseil einen Winkel von 90 Grad aufweisen.

[Sascha]

Also hab heute mal versucht die Bremsen einzustellen. Hinten gings einwandfrei, vorne bringts allerdings nicht viel. Wenn ich die Vorderbremse ziehe, dann "beisst" sich diese zunächst auch ein wenig fest. Will heißen, die ersten paar Meter die ich fahre, bremst der Roller vorne immernoch. Das ist für mich ein ziemlich deutliches Zeichen, dass der Zug oder die Bremsbeläge im Eimer sind. Werd mir also mal beides neu besorgen und hinten gleich mit machen.

Habt ihr sonst noch eine Idee, weshalb sich die Vorderbremse "feistbeisst" und trotzdem keine annehmbare Bremskraft entwickeln kann, oder lieg ich da mit meiner Vermutung schon ganz richtig?

Oben am Bremshebel hab ich jetzt garnichts am Zug verstellt, aber der lässt sich auch vorne wie hinten gleichmäßig ziehen und die Hinterbremse funktioniert ja bis dato noch fast perfekt.

Gruß

Hallo Sascha, "Habt ihr sonst noch eine Idee, weshalb sich die Vorderbremse "feistbeisst" und trotzdem keine annehmbare Bremskraft entwickeln kann, oder lieg ich da mit meiner Vermutung schon ganz richtig? "

Die Beläge sind ausgehärtet und haben keinen Reibwert mehr ......ist beim Auto genauso nach ein paar Jahren...
mach ein paar neue rein, alles schön gängig machen....die Bremstrommel ganz leicht anschmirgeln an alle beweglichen Teile ein Spritzer Öl und schon hast du wieder volle Leistung...........
Und mit dem Zusammenbau und der Einstellung halte dich an die Anweisungen vom Michael....der hat es besser beschrieben als in jedem Fachbuch.

Gruß Jürgen

[Michael P.]

Das "Festbeißen" kann von mehreren ungünstigen Faktoren herrühren:

1. Dreck in den Führungen des Bremsschlüssels oder der Bremsbackenaufnahme (Drehpunkt)
2. zu hoher Reibwert im Seil
3. unterschiedliche Federn, die die Bremsbacken zusammenhalten sollen, dadurch kann die auflaufende Backe sich festkeilen

("auflaufend" ist eine Backe, wenn die Bremstrommel sich vom Bremsschlüssel in Richtung Bremsbackenlagerung bewegt, die andere Backe ist dann die ablaufende Backe. Auflaufende Bremsbacken entwickeln eine höhere Bremskraft als die ablaufende. Für Zweiräder nicht so Vorteilhaft, deshalb für Rennzwecke auch Duplexbremsen mit zwei Bremsnocken, für Autos wiederum vorteilhaft, da bei Rückwärtsfahrt die gleiche Bremskraft anliegt wie bei Vorwärtsfahrt)

[Sascha]

Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge =)

Hab die Bremsen jetzt notdürftig so eingestellt, dass sie wieder halbwegs gute Bremswirkung zeigen. Die Beläge wollen meine Eltern dann doch lieber in einer Fachwerkstatt wechseln lassen, dass eine gewisse "Sicherheit"/Absicherung besteht, falls doch was an den Bremsen nicht so tut wie es soll.

Bei meiner Maschine werde ich solche Arbeiten jedenfalls selbst durchführen und natürlich bevor ich auf die Straße fahre ausführlich testen ob die Bremsen funktionieren wie sie sollen.